Paula Lambert über den Muttertag
Paula Lambert zum Muttertag: "Lasst uns Mütter ehrlich sein im Scheitern"
"Kommst du?" - die Kolumne von Paula Lambert lest ihr wöchentlich neu, hier auf sixx.de. Paula Lambert, bekannt aus der sixx-Sendung "Paula kommt" oder "Paula kommt ... am Telefon", beschäftigt sich in ihrer Kolumne jede Woche mit einem aktuellen oder brisanten Thema rund um Frauen, Männer, Sex, Liebe, Lust und Beziehung. In dieser Kolumne beschäftigt sich Paula mit dem Muttertag.
Am Sonntag ist Muttertag, bei mir also ein Tag wie jeder andere. Seit mein ältester Sohn vor Jahren nachgelesen hat, wie die Nationalsozialisten den Muttertag zelebriert haben, weigert er sich, Topflappen zu häkeln und Einmachgläser zu bekleben. Außerdem: „Du weißt ja wohl, dass wir dich liebhaben.“ Weiß ich. Und ich bin deswegen auch nicht böse. Noch mehr gebasteltes heimlich entsorgen zu müssen, eine Sache, die mein Gewissen nachhaltig belastet, aber nötig war. Ich bin auch nicht sauer, dass mir niemand Frühstück ans Bett bringt, weil ich noch nie verstanden habe, was Leute so daran gefällt. Alles wackelt und krümelt und ist überhaupt nicht zu vergleichen mit einer Mahlzeit, bei der alle gemeinsam am Tisch sitzen und durcheinanderreden. Ich brauche keinen speziellen Tag.
Mamas leisten unglaubliches
Ich möchte aber trotzdem sagen, dass wir Mütter (zumindest die, die es ernst nehmen und die lieben können) unglaubliches leisten. Jeden Tag. Ich auch und ich gebe mir selbst viel zu selten Lob dafür. Ich mache nicht alles richtig. Ich bin manchmal nicht konsequent, obwohl es besser wäre. Ich bin manchmal nicht strukturiert genug, obwohl Struktur alles einfacher macht. Ich bestelle häufiger Pizza, als ich gut finde. Ich bin müder, als ich will. Ich bin großzügiger, als in Büchern wie „So wird Ihr Kind ein Finanz-Genie“ steht. Wir machen amerikanische Abende, was bedeutet, dass wir vor dem Fernseher essen und jeder Nachtisch haben darf, soviel er will. Ich arbeite gerne und habe deshalb manchmal ein schlechtes Gewissen. Aber ich verbringe viel Zeit mit meinen Kindern und ermutige sie, die Welt zu entdecken. Unser nächster Urlaub wird eine „Tour de Brexit“. Wir starten in Irland und arbeiten uns dann per Zug und Bus bis nach Frankreich vor. Ich ermutige sie, für andere einzustehen und mehr Liebe als Hass zu säen. Ich bemühe mich. Und manchmal scheitere ich.
Wir Frauen können alles schaffen
Es gibt Tage, da sitze ich heulend herum, weil einfach alles zu viel ist. Mein einer Sohn hatte keine Freunde, also hat er einen Hundefreund bekommen. Mein anderer wollte auch einen Hundefreund für sich, also haben wir einen zweiten. Ich mache Frühstück, arbeite, versorge die Hunde, arbeite, motiviere nicht immer erfolgreich zum Hausaufgaben machen, kaufe ein, arbeite, koche. Bringe ins Bett, lese vor, lösche das Licht. Bilde mich weiter, räume auf, pflege mich. Ich komme an manchen Tagen als Letztes und merke dann, dass Selbstfürsorge für Mütter das Allerwichtigste ist. Wir Frauen schaffen alles, wenn wir das wollen. Wir können auch schwere Dinge, und zwar mehrere gleichzeitig. Darauf sollten wir immer stolz sein.
Was wir nicht sein sollten, ist enttäuscht von uns selbst. Es gab Jahre, da hielt ich mich für die größte Pfeife der Welt, weil die Wäsche sich gehäuft hat. Wie egal das ist! Lasst uns Mütter ehrlich sein im Scheitern. Wir müssen nicht perfekt sein. Das einzige, was man als Mutter muss, ist die Kinder bedingungslos zu lieben und ihnen ein Leben ermöglichen, in dem sie Flügel entwickeln können, um ganz weit zu fliegen.
Mamas sind nicht tot, weil sie Kinder geboren haben
Und ja, auch Mütter sind sexuelle Wesen. Wir brauchen vielleicht noch mehr Sex als alle anderen, weil wir leichter leerlaufen und unsere Batterien aufladen müssen. Mütter sind nicht tot, weil sie Kinder geboren haben, denkt daran. Nehmt euch Zeit für euch und eure Partner. In einer Mutter steckt immer noch eine Frau, die begehrt werden darf. Zeigt sie! Und zeigt es der Welt! Denn je mehr Liebe wir einimpfen in unsere Kinder, desto besser wird sie.
Alles Liebe,
Paula